„Dink hätte nie Dr. Dink sein können“
Mein Name ist Bond, James Bond: Diesen Satz hat Volker Davids hundertfach gehört. Für seine Diplomarbeit untersuchte der Soziologe, wie Wissenschaft in den Agentenfilmen dargestellt wird – am schönsten durch weibliche Expertise.
SPIEGEL ONLINE: Bei James Bond denkt man zuerst an leicht bekleidete Frauen und wilde Verfolgungsjagden. Warum haben Sie sich in Ihrer Diplomarbeit gerade auf die Wissenschaft konzentriert?
Davids: Die Wissenschaft wird immer wichtiger in der Gesellschaft. Ich wollte schauen: Findet sich dieser Trend auch in Spielfilmen wieder? James Bond war prädestiniert dafür, weil die Filmreihe seit mehr als 40 Jahren mit denselben Charakteren läuft. Außerdem liebe ich die Filme -es war also kein großes Opfer, sie alle anzusehen.
SPIEGEL ONLINE: Gibt es denn außer Q und seinen Technik-Spielereien überhaupt Wissenschaft in den Bond-Filmen?
Davids: Aber ja! Eigentlich hatte ich damit gerechnet, dass es in den neuen Filmen weniger um Wissenschaft geht und mehr um Action. Aber die Bedeutung der Wissenschaft hat sogar zugenommen: Gerade die „Guten“ sind heute viel häufiger Wissenschaftler als früher, oft haben die Bondgirls einen wissenschaftlichen Background.
SPIEGEL ONLINE: So viel Emanzipiertheit hätte man den Machern kaum zugetraut. Die Filme vermitteln ja eigentlich eher ein simples Frauenbild…
Davids: Das stimmt vor allem für die frühen Filme. Zum Beispiel 1964 bei „Goldfinger“: Die erste Frau, die da auftaucht, hat den Namen „Ding“, und Bond schickt sie weg mit einem Klaps auf dem Po. Ding hätte niemals Dr. Ding sein können. In „Moonraker“ taucht dann 1979 erstmals eine Wissenschaftlerin auf: die Astronautin Dr. Holly Goodhead. Ohne ihr Fachwissen wäre Bond nie zur Raumstation gekommen und hätte nie die tödlichen Viren vernichten können. Und auch in den folgenden Filmen treten immer wieder Wissenschaftlerinnen auf, deren Expertise für Bond unverzichtbar ist.
SPIEGEL ONLINE: Könnte das nicht Zufall sein?
Davids: Sicher nicht. Es gibt feste Regeln für jeden James-Bond-Film – man nennt das „Bondian Film Making“ – und auch das Bondgirl gehört immer dazu. Wenn eine derart wichtige Zutat im Erfolgsrezept so eine Wandlung durchmacht, steckt immer etwas dahinter.
SPIEGEL ONLINE: Und was könnte das sein?
Davids: Sicherlich geht es nicht darum, mehr Frauen für die Wissenschaft zu begeistern. Aber da die Wissenschaft im Alltag an Bedeutung zunimmt, wollten die Macher sie wohl auch im Film stärker berücksichtigen. Das Bond Girl hat eine zentrale Rolle im Film; wird es zur Wissenschaftlerin, bekommt die Wissenschaft mehr Gewicht….
Weiterlesen unter: SPIEGEL ONLINE – 24. Januar 2005, 09:42